EU bereitet sich darauf vor, Deutschland zu verklagen, wenn es die umstrittene Gassteuer nicht ändert – POLITICO

„Für uns gibt es Gründe, dies als einen klaren Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht und die Binnenmarktregeln zu betrachten“, sagte der hochrangige Beamte der Kommission, der um Anonymität bat, um frei über dieses heikle Thema sprechen zu können.

„Solange Deutschland nicht Maßnahmen ergreift, um den Verstoß zu beheben und die Steuer soweit zu streichen oder zu senken, dass sie nicht zu Störungen im Binnenmarkt führt“, fügte der Beamte hinzu, seien rechtliche Schritte „in den nächsten Monaten“ unvermeidlich.

Nach EU-Recht kann die Kommission ein „Vertragsverletzungsverfahren“ einleiten, wenn sie der Meinung ist, dass ein Land gegen die Brüsseler Regeln verstoßen hat. Dieser Prozess kann zu finanziellen Sanktionen führen, allerdings dauert es in der Regel Monate, wenn nicht Jahre, bis dieser Punkt erreicht ist – und beginnt mit mehreren Compliance-Anfragen aus Brüssel, bevor die Gerichte eingeschaltet werden.

Im Mittelpunkt des Rechtsstreits steht der EU-Binnenmarkt, der den reibungslosen Personen- und Warenverkehr innerhalb der Union ermöglicht. Dieses Konzept ist der Kern der Identität und Wirtschaft der EU und ermöglicht es Unternehmen und Ländern, problemlos über Grenzen hinweg zu konkurrieren.

Als Deutschland die Steuer einführte, lagen die Großhandelspreise für Gas auf Rekordniveau, nachdem Moskau seine Exporte gedrosselt hatte, um Europa für seine Unterstützung der Ukraine zu bestrafen. Der Kauf kurzfristiger Lieferungen verursachte in Deutschland eine enorme Gasrechnung, was Berlin dazu veranlasste, eigene neue Tarife einzuführen.

Die Maßnahme, die Deutschland bisher etwa eine Milliarde Euro einbrachte, löste nicht nur Ärger in anderen EU-Ländern aus, sondern verwickelte sich auch schnell in umfassendere EU-Bemühungen, sich von der langfristigen Abhängigkeit von russischer Energie zu befreien.