April 29, 2024

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Archäologen erkunden ein verlassenes mittelalterliches Dorf in Deutschland

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Archäologen erkunden ein verlassenes mittelalterliches Dorf in Deutschland

In Deutschland tätige Archäologen haben die Überreste eines mittelalterlichen Dorfes entdeckt, das Ende des 15. Jahrhunderts verlassen wurde. Bisher haben sie Tausende Gegenstände und ein kleines Schloss entdeckt.

Die Forschungen in dem Dorf, das in der Nähe der Stadt Hartsgerode im zentralen Teil des Landes liegt, begannen im vergangenen Jahr. Die Arbeiten werden vom Landesamt für Denkmalpflege des Landes Sachsen-Anhalt und der Universität Göttingen durchgeführt, wo im vergangenen und in diesem Jahr Ausgrabungen durchgeführt wurden.

In der Umgebung gibt es etwa 200 verlassene mittelalterliche Dörfer, die durch Oberflächenfunde, historische Karten oder in digitalen Geländemodellen identifiziert werden können. Nur sehr wenige dieser Stätten wurden umfassend archäologisch untersucht und es gibt viele Fragen zu ihrer wirtschaftlichen Funktion. Die Ermittlungen in der Nähe von Hartsgerud drehen sich um ein Dorf, das von einem dichten Wald verschluckt wird.

Drohnenbild der Aufteilung des Grabens in eine Mauer und einen Graben. Fotografie von R. Kunze/Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt

Das ausgegrabene „Reihendorf“ liegt auf beiden Seiten eines kleinen Flusstals und besteht aus regelmäßig angeordneten Ackerlandparzellen. Einige dieser Grundstücke weisen im vorderen Bereich zum Bach hin deutliche Hausgruben auf. Im nordöstlichen Siedlungsbereich befindet sich auf einem etwa 45 x 60 Meter großen Hügel, möglicherweise auf einem doppelten oder großen Grundstück, ein kleines ovales Kastell, das als Burg des örtlichen Adels bezeichnet werden kann. Ortsgeschichtliche Untersuchungen weisen den Ort als Dorf aus, das ab 1216 in schriftlichen Quellen erwähnt wird. Spätestens zwischen 1488 und 1562 soll das Dorf verfallen sein.

Das archäologische Gebiet ist sehr gut erhalten, sodass Funde und Merkmale leicht identifiziert werden können. Darüber hinaus weist die feuchte Umgebung des Standorts (aufgrund seiner Lage an einem Bach) auf das Vorhandensein konservierter organischer Materialien hin. Die das Gelände umgebenden Hügel und Schluchten sowie mögliche Obstgärten (stark genutzte Gartenerde) zeugen von landwirtschaftlichen Aktivitäten. Das parallele Vorkommen einer ländlichen Siedlungsstruktur und eines niederen Adelssitzes bietet einen weiteren vielversprechenden Ausgangspunkt für archäologische Untersuchungen.

Die erste Erhebung im Frühjahr 2022 ergab mehr als 400 Einzelfunde – neben der typischen Siedlungskeramik des 13. und 14. Jahrhunderts wurden auch mehrere Objekte aus einem palastartigen Kontext wie Sporen und Metallteile von Schnallen gefunden. Es gibt auch Silbermünzen und viele Gegenstände aus Eisen. Hufeisen in verschiedenen Ausführungen zeugen noch heute von der ausgedehnten Nutzung des Geländes weit über das Dorfende hinaus.

Weitere Untersuchungen erfolgten im Herbst 2022, als fünf Baugräben eröffnet wurden. Teile der Außenbefestigung und Überreste der Gebäudefundamente wurden erfasst. Forscher entdeckten mehrere tausend Funde, darunter Dachplatten und grün glasierte Dachziegel. Letzteres zeichnet sich dadurch aus, dass es im ländlichen Kontext sehr selten vorkommt.

Bei den Ausgrabungen im Jahr 2023 handelte es sich um eine zweiwöchige Grabung mit zwei Archäologen, neun Studierenden der Universität Göttingen und sieben Freiwilligen, die in vier Grabungsabschnitten mit einer Gesamtfläche von etwa 50 Quadratmetern arbeiteten. Der größte davon durchschneidet den Burggraben und den davor liegenden Wall und bildet ein über 12 Meter langes Profil. Der Graben wurde etwa zwei Meter tief in den vorhandenen Schieferfelsen gegraben.

Das Grabungsteam konnte über 2.000 Funde dokumentieren, darunter zwei eiserne Armbrustbolzen, zahlreiche Hufeisenfragmente, Eisennägel, glasierte und unglasierte Dachziegel, Dachplatten und zahlreiche Tonscherben. Der Großteil der diesjährigen Funde stammt ebenso wie die Objekte der Kampagne 2022 aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Ein kleiner Teil der Funde weist darauf hin, dass die Besiedlung des Ortes bereits im 11. Jahrhundert begann. Zu den historischen Ereignissen – vielleicht ein Zeugnis der Umnutzung des Geländes nach der Aufgabe der Siedlung – gehört eine Silbermünze aus dem Jahr 1560.

Siehe auch  Grinsel verdächtigt der Hausdurchsuchung in Deutschland | Nachrichten | DW

Bild oben: Dokumentationsarbeiten im Bereich Wall und Graben. Fotografie von A. Schweden/Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt

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