Die deutsche Wirtschaft leidet unter schwachem Wachstum, vielen Entlassungen und Insolvenzen – Xinhua
4 min read„Die Konjunkturaussichten verschlechtern sich. Zum ersten Mal seit einem Jahr verschlechtern sich die Konjunkturaussichten für Deutschland“, sagte Achim Wambach, Leiter des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung.
Von Li Hanlin, Autor der Nachrichtenagentur Xinhua
BERLIN, 2. August 2020 (Xinhua) Deutschland steht in diesem Jahr angesichts schwacher makroökonomischer Indikatoren und zunehmender finanzieller Not vor einer schwierigen Wirtschaftslage.
Eine Reihe aktueller Daten haben die grundlegenden wirtschaftlichen Schwachstellen des Landes hervorgehoben. Am Dienstag meldete das Statistische Bundesamt einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,1 % im zweiten Quartal, was auf eine anhaltende wirtschaftliche Stagnation angesichts hoher Inflation, steigender Zinsen und schwacher Exportnachfrage hindeutet.
Klaus Wohlrabe, Leiter der Umfrageabteilung des Ifo-Instituts, sagte in seinem Kommentar zum Bericht des Büros: „Auch im dritten Quartal 2024 ist keine Besserung zu erwarten.“ Der Ifo-Geschäftsklimaindex im Juli deutet darauf hin.“
Der Ifo-Geschäftsklimaindex, ein Frühindikator für die deutsche Konjunkturentwicklung, fiel von 88,6 Punkten im Juni auf 87 Punkte im Juli und markierte damit den dritten Rückgang in Folge, berichtete das Ifo-Institut am 25. Juli.
„Die Konjunkturaussichten verschlechtern sich. Die Sorgen um die Konjunktur in den kommenden Monaten haben deutlich zugenommen. Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise“, sagte Clemens Fuest, Chef des Ifo-Instituts.
Laut dem jüngsten World Economic Outlook-Bericht des Internationalen Währungsfonds vom 16. Juli wird die deutsche Wirtschaft im Jahr 2024 voraussichtlich nur um 0,2 % wachsen und damit hinter anderen großen Volkswirtschaften zurückbleiben.
Trotz anfänglicher Hoffnungen, dass die vom 14. Juni bis 14. Juli in Deutschland ausgetragene Europameisterschaft 2024 die Wirtschaft beleben würde, deuten aktuelle Analysen darauf hin, dass die Veranstaltung die Konsumausgaben im Tourismus, im Einzelhandel und in der Gastronomie nur vorübergehend ankurbelte und die wirtschaftliche Stagnation des Landes nicht grundsätzlich bekämpfte.
Der ZEW-Konjunkturstimmungsindex in Deutschland fiel im Juli ebenfalls auf 41,8 von 47,5 im Vormonat, was das sinkende Vertrauen in die Wirtschaftsaussichten des Landes widerspiegelt, berichtete das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am 16. Juli.
„Die Konjunkturaussichten verschlechtern sich. Zum ersten Mal seit einem Jahr verschlechtern sich die Konjunkturaussichten für Deutschland“, sagte ZEW-Institutspräsident Achim Wambach.
„Ein stärker als erwarteter Rückgang der deutschen Exporte im Mai, politische Unsicherheit in Frankreich und mangelnde Klarheit über die künftige Geldpolitik der Europäischen Zentralbank trugen zu dieser Entwicklung bei“, fügte er hinzu.
Auch das verarbeitende Gewerbe, die tragende Säule der deutschen Wirtschaft, weist anhaltende Schwächezeichen auf. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes fiel der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Juli von 43,5 auf 42,6 und markierte damit den 24. Monat in Folge, in dem die Branche schrumpfte. Auch die Industrieproduktion, die Fabrikbestellungen und die Exporte gingen im Mai den fünften Monat in Folge zurück.
Die Arbeitslosenquoten haben sich in dem europäischen Land verschlechtert. Gleichzeitig bereiten sich viele Unternehmen auf einen Stellenabbau vor, um Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern.
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland stieg im vergangenen Juli im Zuge der schrumpfenden Wirtschaft um 82.000 Menschen auf mehr als 2,8 Millionen pro Monat, wie die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch mitteilte.
Die Agentur gab an, dass diese Zahl einen Anstieg von 192.000 Arbeitsplätzen pro Jahr darstellt, was die Arbeitslosenquote im Land auf 6 Prozent erhöht.
„Das schwache Wirtschaftswachstum setzt den Arbeitsmarkt unter Druck“, sagte Daniel Terzenbach, Regionaldirektor beim Statistischen Bundesamt.
Der deutsche Automobilzulieferer ZF gab am 26. Juli bekannt, dass er bis 2028 zwischen 11.000 und 14.000 Arbeitsplätze in Deutschland abbauen will, während der deutsche Bahnbetreiber Deutsche Bahn in den nächsten fünf Jahren 30.000 Arbeitsplätze oder etwa 9 Prozent seiner Mitarbeiter abbauen will 1.500 Arbeitsplätze verschwinden dieses Jahr. Auch der deutsche Autozulieferer Continental AG und die Bosch Automotive Supply Company kündigten die Entlassung zahlreicher Arbeitnehmer an.
Deutschland verzeichnet einen deutlichen Anstieg der Insolvenzen. Die deutsche Wirtschaftsauskunftei Creditreform berichtete am 25. Juni, dass im ersten Halbjahr 2024 rund 11.000 Unternehmen Insolvenz angemeldet hätten, was einem Anstieg von etwa 30 % gegenüber dem Vorjahr und dem höchsten Stand seit 2016 entspricht.
Angesichts dieser Herausforderungen hat die Bundesregierung mehrere Maßnahmen ergriffen. Am 17. Juli stellte die Bundesregierung ihren Haushaltsentwurf für 2025 sowie ein umfassendes Wachstumspaket bestehend aus 49 Initiativen vor.
Der Schwerpunkt des Pakets liegt auf der Förderung von Investitionen, dem Abbau bürokratischer Hürden, der Förderung der Beschäftigung, der Steigerung der Effizienz der Finanzmärkte und der Verbesserung der Energieinfrastruktur.
Cheng Chunrong, Direktor des Zentrums für Germanistik an der Tongji-Universität, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Xinhua, dass die wirtschaftliche Stagnation Deutschlands auf mehrere Faktoren zurückzuführen sei, darunter hohe Energiepreise, Überregulierung, unzureichende Infrastruktur, Fachkräftemangel und unzureichende Rohstoffversorgung . und Unterbrechungen der Lieferkette.■
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