Oktober 11, 2024

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Stationäre Covid 19-Fälle: Wenn die Beatmung nicht spart

Stationäre Covid 19-Fälle: Wenn die Beatmung nicht spart

Wie erging es Covid 19 Patienten im Krankenhaus? Forscher haben Daten von 10.000 Personen ausgewertet. Das Ergebnis: Jeder Fünfte starb. Die Mortalität war bei Patienten am Beatmungsgerät sogar noch höher.

Von Anja Braun, SWR

Ungefähr jeder fünfte der Covid-19-Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, starb. Dies hat zu einer ersten landesweiten Analyse geführt, die auf abgeschlossenen Krankenhausfällen basiert.

Bei Patienten mit künstlicher Beatmung ist die Zahl der Todesfälle sogar noch höher. Jeder zweite Covid 19-Patient starb hier. Die Sterblichkeitsrate betrug 53 Prozent. Insgesamt 17 Prozent der Patienten erhielten eine künstliche Beatmung.

Nein künstliche Beatmung, bessere Überlebenschancen

Patienten, die ohne künstliche Beatmung auskamen, hatten signifikant bessere Überlebenschancen. Nur 16 Prozent der 19 Betroffenen von Covid starben hier. Das AOK Scientific Institute (WIdO), die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und die Technische Universität Berlin haben diese Zahlen nun in der Fachzeitschrift „The Lancet Respiratory Medicine“ veröffentlicht.

Die Daten von rund 10.000 Krankenhauspatienten mit bestätigter Covid-19-Diagnose, die in 920 deutschen Krankenhäusern behandelt wurden, wurden ausgewertet. Die Berechnungen basierten auf AOK-Abrechnungsdaten, die nach den Informationen fast ein Drittel der deutschen Bevölkerung ausmachen.

Männer sterben häufiger als Frauen

Die stationären Covid-19-Patienten hatten häufig Komorbiditäten. Allein bei den künstlich beatmeten Patienten litten 62 Prozent an Bluthochdruck, 39 Prozent an Diabetes und 43 Prozent an Herzrhythmusstörungen. 24 Prozent hatten Niereninsuffizienz, 19 Prozent hatten chronische Lungenerkrankungen und 13 Prozent waren fettleibig.

Nach Ansicht der Forscher der TU Berlin ist nicht zu unterscheiden, ob es sich bei einigen Krankheiten um bereits bestehende Krankheiten handelt oder ob sie sich nur während stationärer Aufenthalte entwickelt haben.

Insgesamt starben die im Krankenhaus behandelten Männer häufiger als die Frauen. Die Sterblichkeitsrate von Männern lag mit 25 Prozent um sechs Prozentpunkte höher als die von Frauen mit 19 Prozent. Es war zu erwarten, dass insbesondere ältere Menschen in der Klinik deutlich häufiger starben. Die Analyse ergab, dass 27 Prozent der 70- bis 79-Jährigen und 38 Prozent der Covid-19-Patienten ab 80 Jahren im Krankenhaus starben.

Anteil älterer Covid-19-Patienten mit relativ geringer Beatmung

Der Anteil älterer Patienten mit Beatmung war recht gering. Nur 12 Prozent der beatmeten Patienten waren älter als 80 Jahre. Bei den 60- bis 69-Jährigen und bei den 70- bis 79-Jährigen waren es 24 bzw. 25 Prozent. Und in der großen Altersspanne zwischen 18 und 59 Jahren mussten nur 15 Prozent der Menschen mit Covid 19 künstlich beatmet werden.

Den Forschern zufolge konnten alle Patienten in Deutschland beatmet werden, für die dies therapeutisch notwendig war. Christian Karagiannidis, DIVI-Sprecher und Leiter des ECMO-Zentrums der Lungenklinik Köln-Merheim, sagte, dass es während der Pandemie zu jeder Zeit landesweit genügend kostenlose Intensivpflegebetten gab.

Diese äußerst gute Versorgungslage erschwert jedoch den internationalen Vergleich mit anderen Studien. Denn es gibt Hinweise darauf, dass in anderen Ländern weniger alte Menschen mit Covid-19 beatmet wurden – wahrscheinlich auch aus Kapazitätsgründen.

Daten helfen, mit einer möglichen zweiten Welle umzugehen

Karagiannidis versichert, dass die neuen Zahlen helfen könnten, mit einer möglichen zweiten Welle fertig zu werden. Die Autoren der Studie arbeiten seit Monaten auch an einem Prognosetool für Intensivstationen. Sie sollten zwei bis drei Wochen im Voraus gewarnt werden, mit wie vielen Patienten Sie bald rechnen müssen. Mit Hilfe der neuen Daten werde das Prognosemodell deutlich verbessert, sagte Karagiannidis.


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