Mai 14, 2024

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Es ist die erste Hälfte der Agenda 2030. Jetzt müssen wir mehr Tore schießen

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Es ist die erste Hälfte der Agenda 2030. Jetzt müssen wir mehr Tore schießen

von Svenja Schultz, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Deutschlands

Obwohl wir als globale Gemeinschaft noch einen langen Weg vor uns haben, um die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, stehen wir jetzt an einem Scheideweg und müssen einen Weg finden, der es uns ermöglicht, unsere Ziele in der zweiten Hälfte besser zu erreichen, German Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Svenja Schulze schreibt.

Im Jahr 2015 hat die internationale Gemeinschaft eine unglaubliche Leistung vollbracht – die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben sich einstimmig auf 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) geeinigt.

Das sind Ziele, die für alle Länder der Welt gleichermaßen gelten.

Es ist ein Sieg des Pluralismus und ein starkes Signal globaler Solidarität.

Denn die Agenda 2030 stellt einen in der Weltgeschichte einzigartigen Grundkonsens dar, der – in den Worten der Vereinten Nationen – eine Blaupause für eine bessere und nachhaltigere Zukunft für alle bietet.

Die Agenda erhält eine Halbzeitbewertung

Das Jahr 2023 – die Hälfte der Zeit für die Agenda 2030 – ist ein Schlüsseljahr, weil wir die Halbzeitbewertung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung durchführen werden.

Viel zu feiern gibt es nicht: Es gibt mindestens acht SDGs, bei denen die internationale Gemeinschaft bis 2019 Fortschritte bei einigen der Einzelziele gemacht hat, die jetzt aber wieder rückgängig gemacht werden.

So ist beispielsweise von 2019 bis 2021 die Zahl der Menschen, die weltweit Hunger leiden, gestiegen, während die Lebenserwartung gesunken ist.

Die Erfolgsaussichten haben sich jedoch in vielerlei Hinsicht verbessert: Die internationale Gemeinschaft verfügt über viel mehr Wissen und Erfahrung, und es wurden einige Fortschritte erzielt.

Aus globaler Sicht liegen jedoch alle SDGs auf der Strecke.

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Trotz einiger guter Pässe haben wir immer noch nicht genug Tore geschossen. Und da es keine zusätzliche Zeit gibt, müssen wir genauer sein.

Wie können wir wieder in die Spur kommen – und sogar noch mehr Tore schießen?

Besonders vielversprechend sehe ich drei Bereiche: Reform der Weltbank, feministische Entwicklungspolitik und starke Sozialschutzsysteme auf der ganzen Welt.

Die Weltbank reformieren: Verantwortung teilen in globalen Partnerschaften

Die Weltbank spielt eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung globaler Herausforderungen, weil sie nicht nur der größte Entwicklungsfinanzierer ist. Außerdem soll der gemeinsame Wohlstand gesteigert werden.

In Zeiten globaler Krisen erfordert dies eine Reform des Geschäftsmodells der Bank, um die Sicherung globaler öffentlicher Güter ausdrücklich in das Leitbild der Weltbank aufzunehmen.

Anreizstrukturen müssen verbessert werden: Investitionen in den Schutz globaler öffentlicher Güter müssen für Kreditnehmerländer attraktiver werden.

Ebenso müssen Anreize für regionale und internationale Kooperationen geschaffen werden. Auf der analytischen Ebene müssen bei der Bewertung von Investitionsvorhaben die volkswirtschaftlichen Gesamtkosten – damit meine ich sowohl die privaten als auch die gesellschaftlichen Kosten – berücksichtigt werden.

Zu diesen Kosten gehören beispielsweise bei Investitionen in die Mobilitätsinfrastruktur auch Aspekte wie die Bepreisung von Kohlendioxidemissionen oder die Gesundheitskosten der Luftverschmutzung.

Mir ist wichtig, dass der Schutz globaler öffentlicher Güter nicht Vorrang vor der Armutsbekämpfung oder einem der anderen Ziele für nachhaltige Entwicklung hat.

Was wir tun müssen, ist unser Gesamtengagement in Bezug auf Ergebnisse und Finanzierung zu verstärken.

Deshalb plädiere ich dafür, dass die Reform der Weltbank eine Erweiterung der Flexibilität der Bank bei der Finanzierung beinhalten sollte.

Durch eine bessere Nutzung des vorhandenen Kapitals kann es seine Kreditvergabekapazitäten erhöhen – und gleichzeitig sein AAA-Rating beibehalten.

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Ich bin zuversichtlich, dass wir mit der Reform der Weltbank ab diesem Jahr der gesamten Agenda 2030 weitere Impulse geben können.

Feministische Entwicklungspolitik: Rechte, Ressourcen und Repräsentation

Das Ziel unserer feministischen Entwicklungspolitik ist es, Machtstrukturen zu verändern – denn Macht ist Empowerment. Das bringt Gesellschaften als Ganzes voran.

Feministische Entwicklungspolitik fördert nicht nur die Gleichstellung der Geschlechter und reduziert Ungleichheit.

Sie bekämpft auch Armut und Hunger, trägt zu einem inklusiveren Wirtschaftswachstum bei und hat ein enormes Potenzial, friedlichere Gesellschaften zu fördern – alle Ziele für nachhaltige Entwicklung stehen auf unserer Agenda.

Konkret bedeutet dies für die deutsche Entwicklungspolitik, dass wir bis 2025 93 % der neuen Projektmittel für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen wollen.

Während 8 % an Projekte geleitet werden, deren Hauptziel die Gleichstellung der Geschlechter ist, werden die restlichen 85 % an Projekte geleitet, deren Ziel zweitrangig ist.

Soziale Sicherung lässt niemanden zurück – deshalb brauchen wir globale Partnerschaften

Das Ziel der deutschen Entwicklungspolitik ist es, niemanden zurückzulassen.

Dieses Prinzip wurde durch den Ausbruch der COVID-19-Pandemie und durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine auf eine harte Probe gestellt.

Tatsächlich leiden die Ärmsten am meisten unter den Folgen von Krisen und Kriegen.

Gesellschaften mit weniger Ungleichheit sind nicht nur weniger anfällig für Krisen.

Sie ermöglicht auch benachteiligten Menschen eine bessere Bildung und Gesundheit sowie eine stärkere Teilhabe am politischen und wirtschaftlichen Leben.

Daher setzt sich das Bundesentwicklungsministerium dafür ein, den Auf- und Ausbau sozialer Sicherungssysteme mit Partnerländern und auf multilateraler Ebene zu fördern.

Auf Initiative der Bundesregierung haben sich die G7 zum Ziel gesetzt, bis 2025 weltweit zusätzlich 1 Milliarde Menschen Zugang zu sozialer Absicherung zu ermöglichen.

Gemeinsam mit der Weltbank, der Internationalen Arbeitsorganisation und weiteren Partnern unterstützt Deutschland den UN Global Accelerator on Jobs and Social Protection for Just Transitions.

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Mit einer Gruppe von Pilotländern erprobt der Accelerator neue Ansätze mit dem Ziel, menschenwürdige Arbeit zu schaffen und den Zugang zu sozialem Schutz für alle zu verbessern.

Im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit Partnerländern im Globalen Süden unterstützen wir auch Strukturreformen, die darauf abzielen, soziale Sicherungssysteme – einschließlich ihrer Finanzierung – in der institutionellen Landschaft zu verankern.

2023 werden die Weichen für die zweite Hälfte der Agenda gestellt

Diese positiven Interaktionen bringen mich zurück zum Ausgangspunkt.

Obwohl wir als globale Gemeinschaft noch weit davon entfernt sind, die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, stehen wir 2023 an einem Scheideweg und müssen einen Weg finden, der es uns ermöglicht, unsere Ziele in der zweiten Hälfte besser zu erreichen.

Ich bin sicher, dass wir es mit den richtigen Prioritäten schaffen können. Deshalb brauchen wir eine ehrgeizige Reform der Weltbank, die darauf abzielt, globale öffentliche Güter zu schützen.

Ich fordere eine feministische Entwicklungspolitik, um die Rechte, Ressourcen und Repräsentation von Frauen zu stärken. Ich unterstütze einen flexiblen Sozialschutz.

Mit dieser Taktik steuert die deutsche Entwicklungspolitik auf die zweite Hälfte der Agenda 2030 zu.

Anders als bei einem Fußballspiel spielen wir nicht gegen unsere Gegner. Wir spielen mit unseren Partnern auf der ganzen Welt.

Deshalb bedeutet eine gute Vorlage eine bessere Torchance für alle.

_Svenja Schulze ist Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) der Bundesrepublik Deutschland.
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